Preiswende am Milchmarkt ärgert die Bauern
Wie gewonnen – so zerronnen. Der Spruch bringt die aktuelle Dramatik am Milchmarkt und hier speziell bei Fett auf den Punkt. Seit der Jahreswende ist die Butternotierung u. a. an der Kemptner Börse um ein Drittel gefallen. Haben die hohen Fett-Erlöse den Milchpreis in den vergangenen Jahren gestützt, ziehen sie ihn nun hinunter. Gleichzeitig hat die Milchanlieferung in vielen europäischen Staaten seit Juli deutlich zugelegt. Auch in Deutschland und den Niederlanden hat man das Anlieferungstief nach der Blauzungenkrankheit überwunden. In Österreich wurde das Milchaufkommen im August um 6,5 Prozent gesteigert und so ergibt sich im bisherigen Jahresverlauf ein Mengenzuwachs von 1,6 Prozent – wobei im September und Oktober mit weiteren Steigerungen zu rechnen ist.
Viele österreichische Milchverarbeiter passen daher ihre Auszahlungspreise an. Die SalzburgMilch senkte ab November bei der gentechnikfreien Milch und Heumilch um 2,6 Cent netto ab, bei den Biomilchsorten beträgt das Minus 1,62 Cent netto. „Das Überangebot an Rohmilch ist neben den hohen Beständen an Käse und Butter bestimmender Faktor, dass die Milchpreise massiv unter Druck kommen. Auch die SalzburgMilch hat seit August 2025 einen starken Anstieg der Milchanlieferung (+8 %) zu verzeichnen. Der Spotmilchmarkt, welcher einer der bestimmenden Faktoren der Milchpreisentwicklung ist, ist auf unter 40 Cent gefallen“, wird der Schritt in der „Milchpost“ begründet.
Der Handel in Österreich und Deutschland hat längst auf die fallenden Preise reagiert und lockt die Kunden mit Preissenkungen. In Deutschland zahlen Kundinnen und Kunden in Supermärkten und bei Discountern derzeit nur noch 1,39 Euro für ein 250-Gramm-Päckchen. Nach Rekordpreisen Ende 2024 ist damit Butter so günstig wie lange nicht.
Bauern sind geschockt und verärgert
Der Schock über die fallenden Preise und die trüben Aussichten sitzt vor allem in der Landwirtschaft tief. Und er vermischt sich mit dem Ärger, der sich durch die zuletzt geführten Diskussionen um zu hohe Lebensmittelpreise angestaut hat. Entsprechend blühen auch Spekulationen darüber, dass die Bäuerinnen und Bauern nun den Preis für die hohe Inflation zahlen müssten. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, Rupert Quehenberger, sieht die aktuelle Situation für die Milchbauern ebenfalls sehr kritisch: „Durch die hohen Kostenbelastungen etwa bei Treibstoffen oder auch bei vielen anderen Betriebsmitteln konnten die Bäuerinnen und Bauern in den vergangenen Jahren wenig Reserven aufbauen. Wenn die Erzeugerpreise nun zu stark nachgeben, dann wird es für viele Betriebe finanziell schnell eng werden.“ Und er warnt auch davor, dass die Investitionen der Bäuerinnen und Bauern in Gebäude und Ställe in den vergangenen Monaten die Wirtschaft deutlich gestützt hätten. Sollten diese Investitionen wegfallen, würden das weitere Branchen zu spüren bekommen.
Milchanlieferung steigt deutlich
Innerhalb der EU-27 hat sich in immer mehr Mitgliedstaaten der Trend aus dem Juli fortgesetzt, sodass im August das Milchaufkommen deutlich über der angelieferten Menge der vergangenen drei Jahre lag. Der saisonale Rückgang fällt geringer aus als sonst üblich und hat mit insgesamt 12,4 Milliarden Kilogramm Milch das Ergebnis vom August 2024 um 2,9 Prozent übertroffen, wie der Verband der Milcherzeuger Bayern mitteilte.
Von Jänner bis Juli war die Entwicklung in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Der gesteigerten Milchmenge in Irland und Polen standen deutliche Rückgänge in Deutschland, den Niederlanden und Italien gegenüber. Die gedämpfte Anlieferung sei nun mehr als ausgeglichen worden. Für das kumulierte Milchaufkommen in den ersten acht Monaten errechnete sich nun ein Plus von 0,4 Prozent (schalttagsbereinigt) gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Am Markt für flüssigen Rohstoff hätten die Preise in der vergangenen Woche hingegen weiter nachgegeben, berichtet die deutsche ZMB. Industrierahm hat sich aktuell etwas stabilisiert. Magermilchkonzentrat und Rohmilch werden weiterhin zu schwachen Preisen gehandelt.