„Wir produzieren im Kreislauf und mit der Natur“
Viehwirtschaft, Acker- und Gemüsebau vor den Toren der Stadt Salzburg: Die landwirtschaftliche Nutzung und hier vor allem der Gemüsebau gibt der Gemeinde Wals-Siezenheim einen unverkennbaren ländlichen Charakter.
Durch die zahlreichen verschiedenen Betriebszweige in der 14.400 Einwohner umfassenden Gemeinde ergibt sich eine funktionierende und nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf engstem Raum, die für alle Beteiligten Vorteile bringt.
Um Bodenkrankheiten oder Schädlingen entgegenzuwirken, werden die Äcker der Gemüsebauern mit einer Grassaat- oder Kleegrasmischung eingesät. So wird der Keim- und Krankheitsdruck minimiert bzw. die Kette unterbrochen. Diese Saaten sind wiederum die Futtergrundlage für die rinderhaltenden Betriebe. Die Knöllchenbakterien an den Wurzeln von Leguminosen wie Klee binden Stickstoff aus der Luft und stellen ihn den Pflanzen wieder zur Verfügung. Die Flächen werden auch mit Gülle und Mist gedüngt. Das hat positive Auswirkungen auf das Bodenleben: Regenwürmer und Humusbildung werden so gefördert.
Die Walser Bäuerinnen und Bauern arbeiten bei der Bewirtschaftung ihrer Felder betriebsübergreifend zusammen. „Wir tauschen die Flächen und deren Bearbeitung durch, sodass auch unsere Folgegenerationen gesunde Böden vorfinden“, stellt Matthias Brötzner, Baierlbauer, fest und ist überzeugt: „Das ist Pflanzenschutz im Einklang mit der Natur!“
Der sogenannte mechanische Pflanzenschutz beinhaltet alle Arbeiten am Feld, die händisch oder auch maschinell durchgeführt werden, um die Kulturpflanzen – wie Salate – von Beikräutern zu befreien. Neben dem Unkrautstriegel sind auch sogenannte Hackgeräte auf den Feldern unterwegs, die den Unkrautdruck minimieren.
Pflanzenschutz mit Hilfe der KI-Technologie
Seit heuer laufen in Wals-Siezenheim zwei hochmoderne, KI-gestützte Hackgeräte. Mittels hochauflösender Kameras erkennt die Maschine Unkräuter und räumt diese von der Kulturpflanze weg. „Die Gemüsebauern sehen sich stets am Markt um, welche modernen Geräte die Arbeit erleichtern oder den Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren können. Zudem sind, aufgrund des Strukturwandels, immer weniger Arbeitskräfte verfügbar, die die händische Arbeit verrichten könnten“, so Ortsbauernobmann Anton Langwallner, Hallerbauer, und fügt hinzu: „Unsere kleinstrukturierten, bäuerlichen Betriebe sind seit Generationen familiengeführt. Das ist gelebte Nachhaltigkeit.“
Um die Erträge sicherzustellen bzw. gegen Unkräuter, Pilzkrankheiten oder tierische Schädlinge – wie z. B. den Drahtwurm – gerüstet zu sein, braucht es dennoch auch den chemischen Pflanzenschutz, der – wie es schon der Name verrät – „die Pflanze schützt“.
Ertragssicherheit: Die Pflanzen schützen
Ohne die Wirkstoffe könnten Kulturen wie Kohlgemüse, wie z. B. Weißer Rettich („Radi“) oder Radieschen, nur schwierig bzw. sehr kostenintensiv angebaut werden. Die Anwender werden von externen Kontrollstellen wie der „Ages“ ständig kontrolliert und müssen zusätzlich zu ihrer landwirtschaftlichen Facharbeiter- und/oder Meisterausbildung jährliche Schulungen sowie Fortbildungen absolvieren. Österreich weist die schärfsten Richtlinien in puncto Pflanzenschutzmittelverordnungen europaweit auf. „Die Alternative zu regionalem Gemüse vom Bauern ums Eck ist Importware aus dem EU-Ausland, wo einerseits Pflanzenschutzmittel zugelassen sind, die wir nicht anwenden dürfen, und andererseits diese oft aus großen gewerblichen Landwirtschaftsunternehmen kommen“, so der gemeinsame Tenor der Landwirte. Anhand des Beispiels des Zuckerrübenanbaus in Österreich ist dieser Trend leider erkennbar: Da der Anbau nicht mehr rentabel ist, sank die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um 40 %.
Zahlen & Fakten: Landwirtschaft Wals-Siezenheim
In Wals-Siezenheim werden von 35 Betrieben Gemüse oder Kartoffeln angebaut, davon hat der kleinste knapp 100 m² und der größte 13,7 ha. Im Durchschnitt bauen diese 35 Betriebe 4,35 ha Gemüse/Kartoffeln an.
Betriebe insgesamt
52 konventionell, 9 Bio
Gemüsebaubetriebe: 35
Rinderhaltende Betriebe
14 Milchviehhalter, 12 Mastbetriebe
Gemüse im Freilandanbau, unter Folie, Kartoffeln, Erdbeeren ... 152 ha
Landwirtschaftlich genutzte Fläche in Hektar
konventionell/Bio 860/157
davon:
Ackerland 329/58
Dauergrünland 531/99
Wir sind die Nahversorger für die Gemeinde und die Stadt Salzburg
Auf den Etiketten in den Supermärkten ist oft das Wort „regional“ abgedruckt. Aber wie viele Kilometer verträgt dieses Wort und was ist wirklich regional? „Wir sind der Nahversorger für die Gemeinde und die Landeshauptstadt. Es gibt praktisch kein Restaurant, das nicht von einem der 61 Walser Landwirte – von Gemüse über Fleisch bis hin zu Blumen – beliefert wird“, ist sich Sebastian Oberholzner, Stadlerbauer, sicher.
Nährboden des Erfolges sind der ständige Austausch in der Gemeinde und eine Wertschätzung für unterschiedliche Betriebszweige und Produktionsmethoden: „Egal ob Bio oder konventionell, Vieh- oder Ackerwirtschaft: Da wir auch mit den Bio-Landwirten immer im Gespräch sind, verwenden wir auch biologische Mittel bzw. Arbeitsweisen. Zudem sind die Preise für Pflanzenschutzmittel sehr hoch. Auch deshalb müssen wir immer abwägen, welcher Input nicht nur aus arbeitswirtschaftlicher, sondern auch aus ökonomischer Sicht vertretbar ist“, so Sebastian Oberholzner. Und er versichert: „Wir stehen in der Verantwortung unserer Familien, unseres Berufsstandes und unserer Konsumenten. Wir produzieren hochwertiges Gemüse in der Region und für die Region. Wir stellen mit diesem Bewusstsein beste Produkte
her und darauf sind wir stolz.“
Reden wir übers Gemüse
LK-Präsident ÖR Rupert Quehenberger: "Jeder, der selbst Gemüse anbaut, weiß, dass dafür viel Wissen und Hingabe erforderlich ist. Groß ist der Ärger, wenn Raupen den Krautkopf durchlöchern, Mehltau die Gurkenpflanzen welken lässt und in den Kartoffeln der Wurm steckt. Was wir dann machen? Ganz einfach, wir gehen in den nächsten Supermarkt. Hier gibt es das ganze Jahr eine Hülle und Fülle an Gemüsesorten meist direkt aus der Region. Auch wenn Salzburg nicht zu den großes Gemüseanbaugebieten zählt, gibt es doch bei uns zum Glück noch viele bäuerliche Gemüsebaubetriebe. Ihr Wissen und ihre Erfahrung sichern uns bestes Gemüse selbst in Jahren, in denen das Wetter echte Hürden bereithält. Es braucht Verständnis für ihre Arbeit. Und wenn es Fragen gibt, wäre es dann nicht eine gute Option, direkt am Gemüseacker das Gespräch zu suchen?"